European Disc Golf Championships 2025 (EDGC) Langevåg, Norwegen

Das Swiss Disc Golf Team 2025 in der Open-Division besteht aus Natalie Holloköi, Tony Ferro, Chris Walker, Oliver Baumgartner. Mit dabei sind Martin Jenny (Team Captain) und Mike Leu (Substitute Player).

Prolog

5 Spieler aus der Schweiz spielen die 37. Berlin Open: Oli Baumgartner, Mike Leu, Peter «Güschtu» Hüsler, Stee Braun und ich (Martin Jenny, Autor dieses Berichts und Swiss Team Captain). Ein traditionsreiches Turnier und super Einstieg für dieses unvergessliche Disc Golf Abenteuer. Ich beende das Turnier mit einem ACE auf meiner letzten Bahn. Nach der Siegerehrung fahren Mike, Oli und ich dann direkt los Richtung Norwegen, und nehmen in Rostock die Fähre nach Trelleborg. Du Oli, das ist im Fall ein Tau, kein Seil.

Am nächsten Morgen legen wir einen kurzen Stopp ein im Åle Disc Golf Center und treffen Camilla Jernberg an. Hejhej heisst übrigens hallo. Dann zurück auf die Strasse, es liegen noch mehr als 800 km vor uns. Eine unvergessliche Fahrt mitten durch Norwegen, es wird Nacht aber nicht dunkel, wir fahren durch ein steiles Tal, riesige Flüsse und Wasserfälle stürzen die Bergflanken hinunter, es rauscht und donnert, kracht und tost im Fluss der Strasse entlang, gewaltige Felsbrocken überall, und Wasser Wasser Wasser.

Morgens um halb drei kommen wir in Langevåg an.
Morgens um halb drei kommen wir in Langevåg an.

Langevåg, Alesund

Die Villa vom Swiss Team ist richtig topp! Drei Fensterfronten mit Blick zum Meer und über die grosse Bucht von Ålesund. Eine gut ausgerüstete Küche, im Garten ein Disc Golf Korb und ein grosser Grill. Wir registrieren das Team, als Playerspack gibt es zwei paar Merino-Socken. Am Abend spielt Mike seine Practice Round (als Substitute Player darf er erst nach der letzten Practice Tee Time starten).

Mike Leu (Substitute Player) auf der Practice Round.
Mike Leu (Substitute Player) auf der Practice Round.

Auf Bahn 5 warten Silva Saarinen, Jenni Karpinen und Jakub Semerad, und fragen Mike ob er durchspielen wolle. Mike ergreift die Chance und wirft vor illustrem Publikum seine gelbe Halo-Wraith mit etwas zu viel Power mitten in den See. Aber Vasset DiscGolfPark ist ein spezieller Ort und gibt die Scheiben wieder zurück (Vasset heisst übrigens «Wasser»). Der umfangreiche Lost and Found im Pro-Shop ist nach Farben geordnet, es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Mike findet seine Halo-Wraith schon am übernächsten Tag wieder. Die Norweger blicken überrascht. Mitten im See? Dort ist es tief. Aber dort unten gibt es immer wieder grosse Wasserströmungen. Leider wurde im letzten Sommer ins Clubhaus eingebrochen, und es wurden über 200 Scheiben aus dem Lost & Found geklaut. Wenn die Leute doch nur ein bisschen Anstand hätten.

 

 

Das Tee von Bahn 5 ist dem Wind ausgesetzt; ein langer Wurf über den See.
Das Tee von Bahn 5 ist dem Wind ausgesetzt; ein langer Wurf über den See.

 

Jonas (DGN) stellt mir eine Media-Akkreditierung aus. Weil die Media Rechte dieser EM vollumfänglich an DGN abgetreten wurden, muss ich auf dem Kurs immer einen Media Bib von DGN tragen, wenn ich die grosse Kamera (5D Mark IV mit 70-200F4) in der Hand habe.

 

Opening Ceremony

Am Abend versammeln sich alle Teams an einem unscheinbaren, aber gut ausgeschilderten Landesteg und verteilen sich auf zwei Schiffe. Die Boote legen pünktlich ab und nehmen durch eine engere Passage (Langevåg ist eine Insel) Kurs gegen Südosten, über einen riesigen Fjord dem Landesinnern zu. 5 Minuten nach Ablegen eine grosse Aufregung im Captains Chat: die Franzosen sind an einer falschen Anlegestation und haben das Schiff verpasst. Das schnellere Boot ladet die Franzosen kurz später beim Sundje Hotel auf, um dann mit Vollgas über die grosse Wasserfläche dem anderen Schiff hinterher zu jagen, den immer enger werdenden Fjord hinauf.

Die Windbreakers sind grossartig, die Sonne scheint und die Organisatoren stehen in Shorts da (ihre langen Hosen sind auf dem anderen Schiff) aber sind glücklich, dass es endlich losgeht und die Sonne scheint! Der Trip zur Opening Ceremony war denn auch das Highlight, nach Ankunft gab’s für alle einen Burger und nach ein paar kurzen Ansprachen vor gewaltiger Kulisse war die Opening Ceremony auch schon wieder vorbei, und das zweite Highlight folgte, die Rückfahrt. Bootsreisen haben halt schon etwas Spezielles an sich.

Der Wettkampf beginnt

FPO spielt immer am frühen Morgen, gefolgt von FJ18, MJ18 und MPO. Vermutlich  ist das eine Idee der DGN, um der Kamera-Crew MDG eine Ruhepause gönnen zu können. Die Bedingungen auf dem anspruchsvollen und rund um einen See angelegten Vasset DiscGolfPark sind abwechslungsreich und sehr herausfordernd. Zunehmend greifen die Elemente direkt in den Wettkampf ein. Wasser, Wind und OB.

 

Überhaupt ist der Kurs sehr lebendig, die Natur, Umgebung und 150 Freiwillige helfen beim Event mit. Mehrere Kids haben an den Wegstrecken dem Seeufer entlang Tische aufgebaut und verkaufen Kaffee, Kuchen und Softdrinks und Chips. Die öffentliche Partizipation und das Teilen gemeinschaftlicher Räume ist in Norwegen Tradition und im Jedermannsrecht verankert. Daneben wirkt das Ticket-System der ProTour etwas fehl am Platz.

Die Musik zur Spieleransage am Tee der Bahn 1 geht durch Mark und Bein. Natalie spielt nach einem super Start eine +7 (21.). Tony struggelt in der ersten Runde kann aber stark mit 2 Birdies abschliessen (+3, 56. Zwischenrang). Chris trifft mit seinem allerersten Roller an dieser EM genau die Lücke in der Abschrankung auf der linken Seite. Oli und Chris spielen beide +9 (T79.) Die Schweizer starten einigermassen bescheiden ins Turnier, aber mit tief angesetzten Erwartungen entwickelt sich doch ein guter Drive. Am Abend dann gemeinsames Team-BBQ mit Chris und Nadia.

 

Zweite Runde

Nadia caddiet für Chris und filmt jeden Wurf, so dass Chris die Aufnahmen und sein Spiel am Abend jeweils studieren kann. In der zweiten Runde spielt Chris eine +7 (Birdie mit Roller auf Bahn 1). Tony ist on fire und kämpft sich zurück auf Par. In der Schweiz veröffentlicht AemJaY die zugeschickten Videos von der Runde praktisch zeitgleich mit den Live Scores. Unsere Social Media Accounts laufen heiss. Auf Bahn 18 kommt sein Driver nie wieder zurück vom OB, und auf der Treppe rutscht Tony aus. Er spielt mit Schmerzen zu Ende, nimmt ein Triplebogey und beendet die Runde auf Par (1011 rated). Einer der bärtigen Sanitäter beim Rot Kreuz Zelt sagt, an seiner Stelle hätte er auch fertig gespielt.

 

Wir fahren dann doch ins Spital, Mike kommt mit. Um 23:59 kommt dann auch endlich der Arzt und schaut sich das Röntgenbild an. Keine gute Nacht, um in so ein Provinzspital zu kommen. Die Diagnose hingegen ist gut. Tony könne sogar spielen, wenn er die Schmerzen aushalten könne. Ich erkläre Tony, dass das Ziel dieser EM, Vorbereitung für die EMDGC, für ihn eigentlich schon erreicht ist. Und je früher der Heilungsprozess einsetzen kann, desto besser. Tony entscheidet am nächsten Morgen auf DNF.

3. Runde – Moving Day

Am Samstag kommt das Turnier in die entscheidende Phase, es ist Moving Day.

Der nahende Sturm macht sich bemerkbar und das Wetter wird zunehmend rauer, aber der Wettkampf geht auf höchstem Niveau weiter. Niklas Antilla spielt bis zur Mitte der dritten Runde Bogey-frei. Natalie startet auf der Cutline, und Fehler sind nicht zu vermeiden. Par ist gut, Par ist sehr gut! Mit einigen Fehlern (+25) zuviel verpasst Natalie den Cut auf dem 22. Schlussrang (+43). Tony übernimmt nach seinem DNF den Caddy für Oli, der in der zweiten Runde auf der Backnine + 15 gespielt hatte und die dritte Runde auf der zweitletzten Karte startet. Oli schaft bei den schwierigen Bedingungen drei Birdies und beendet seine EM mit +39 auf dem 79 Rang. Chris spielt in der dritten Runde eine +13, und beendet das Turnier mit +29 auf dem 75. Rang. Die Cutline ist bei +8.

Sturm und Finaltag

Aufgrund des Sturmes passen die Organisatoren das Format am Finaltag, setzen die Cutline höher und verkleinern das Feld. Shotgun Start der Finalrunde ist um 15 Uhr.

Niklas Antilla (FIN) gewinnt in MPO mit -32 und 16 Würfen Vorsprung auf Timo Hartmann (DE). Eveliina Salonen (FIN) holt sich in FPO den Titel nach einem Playoff mit Kristin Lätt (EST).

 

Epilog

Noch bevor die Finalrunde startet, setze ich mich ins Auto, und biege 48 Stunden später auf den Parkplatz beim Salzgittersee ein, dem Schauplatz der Masters EM EMDGC Ende August, wo ich neben Stephan Müller in MP50 ins Rennen gehe. Paul Francz startet als Titelverteidiger in MP65, Tony Ferro, Lukas Schär und Ivo Blättler starten in MP40 und Mona Blättler in FP40 mit Peter «Güschtu» Hüsler als Captain. (Natalie steht gegenwärtig auf Platz 1 der EMDGC Warteliste). Der See ist warm, man kann auf der Insel Körbe sehen. Die Brücke ist gesperrt, ich schwimme kurzerhand hinüber und wandere einmal über die Insel. Ein wunderbarer Ort um Frisbee zu spielen, mit dichtem Rough und langen weiten ondulierenden Fairways. Rundherum der See, schattige Bäume und viele Vögel.

 

 

 

Tony Ferro (SUI.144)

«Ich bin seit 2010 im Swiss Team, und habe ausser 2012 und 2023 alle EM’s gespielt. Es war das erste Mal für mich in Norwegen, und der Kurs hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein schwieriger aber gleichzeitig fairer Kurs, und ich war sehr motiviert für diese EM. Der Anfang lief nicht wie geplant, ich konnte aber in der zweiten Runde sehr fokussiert spielen und mein Resultat korrigieren. Schade bin ich an der 18 auf der Treppe ausgerutscht und konnte deswegen das Turnier nicht beenden, aber zum Glück war es nichts schlimmeres. Ich nehme die Motivation und Fokus voll mit und freue mich auf ZDGO, die Swiss Championships, die WM und die Masters EM! Danke ans ganze Team und den Captain, und vor allem an Natalie, die mich als Caddy begleitet und unterstützt hat. Es war meine erste EM, bei dem sich das ganze Team wirklich auf der ganzen Linie gegenseitig unterstützt hat, das fand ich sehr schön und das war unglaublich wichtig.»

 

Tony Ferro beim Putt auf Bahn 10.
Tony Ferro beim Putt auf Bahn 10.

 

 

Natalie Holloköi (SUI.142)

«Es fühlte sich so an, wie wenn ich dreimal einen anderen Kurs gespielt hätte. Sonnenschein und esaygoing, next level mit Regen und Wind, und eine dritte Runde mit den Vorboten des Sturmes. Es war schön als «Oldie» nochmals an einer Open-EM teilzunehmen und die Entwicklung des Sportes erleben zu können: auf organisatorischer wie auf spielerischer Ebene, was das Kurslayout und das Spielniveau betrifft. Ich bin zufrieden mit meinem Turnier, wenn auch die letzte Runde mit verpassten Chancen gespickt war. Aber ich habe sehr gut geputtet. Ich bin müde und glücklich, und bin meinem Caddy Mike Leu super dankbar. Priceless!»

Natalie Holloköi beim Putt auf Bahn 17.
Natalie Holloköi beim Putt auf Bahn 17.

 

Natalie Holloköi beim Abwurf vom Turm der Bahn 18 (Par 4).
Natalie Holloköi beim Abwurf vom Turm der Bahn 18 (Par 4).


Chris Walker (SUI.374)

«Es war eine superschöne Erfahrung, es war das grösste Turnier meiner bisherigen Karriere. Ich hätte natürlich besser spielen wollen, aber es war auch Neuland für mich. Das nächste Mal werde ich so einen Wettkampf anders angehen können, weil ich sehr viel gelernt habe. Ich bin super dankbar, dass ich die Schweiz vertreten durfte, man fühlt sich viel weniger als Einzelspieler, wenn man im Swiss Team spielt. Es ist sehr motivierend, den besten Spielern Europas zuzuschauen und zu sehen, was möglich ist. Diese Erfahrung wird mich für die nächsten 2 Jahre begleiten und mich pushen, hart an meinem Spiel zu arbeiten.»

Chris Walker beim Abwurf auf Bahn 12.
Chris Walker beim Abwurf auf Bahn 12.

 

Chris Walker mit Caddy Nadia auf Bahn 12.
Chris Walker mit Caddy Nadia auf Bahn 12.

 

 

Oliver Baumgartner (SUI.377)

«Geiles Wetter in Norwegen. Ich konnte viele coole und schöne Erfahrungen sammeln, es war nach der Team WM mein zweiter Einsatz im Swiss Disc Golf Team. Es war unglaublich aufregend, spannend und lustig, und das Erlebnis hat meine Erwartungen völlig erfüllt. Grossartiger Teamzusammenhalt, wir haben uns alle gegenseitig unterstützt. Der Kurs war sicher sehr herausfordernd mit engen Fairways, Wasser und viel OB. Es ist ein sehr schöner Kurs, mit viel Liebe zu Detail. Das Layout war sehr technisch, und der Wind hat das Level nochmals angehoben. Man braucht auf so einem Kurs einen soliden Backhand und Sidearm, und die Bahnen sind im Vergleich zu CH-Kursen sehr lang. Mir ist jetzt viel besser bewusst, woran ich arbeiten muss. Alles in allem eine geile Zeit, gerne wieder!»

 

Oliver Baumgartner auf dem Tee von Bahn 1.
Oliver Baumgartner auf dem Tee von Bahn 1.

 

Oliver Baumgartner beim Putt auf Bahn 5.
Oliver Baumgartner beim Putt auf Bahn 5.

 

 

Mike Leu (SUI.426)

Ein verrücktes Erlebnis! Meine Sicht war natürlich speziell: Ich war als Substitute Player ohne Spot angereist und mir war klar, dass meine Rolle im Team vor allem unterstützend sein würde. Angefangen mit den Practice Rounds war das ganze Swiss Team zusammen. Das war wichtig und hat einen Grundstein für den Teamzusammenhalt gelegt. Für mich war das sehr wichtig, denn ich sah das Spiel vom ganzen Team und konnte dann viel besser als Caddy arbeiten. Für eine nächste EM fände ich es wichtig, wenn noch mehr Zeit in die Vorbereitung für den Kurs investiert würde, wo das Layout und die Bedingungen genau analysiert werden und entsprechende Vorbereitungen getroffen werden. Die Stimmung war mega gut, trotz teilweise enttäuschenden Ergebnissen. Als Spieler nehme ich sehr viel mit von dieser EM und konnte durch diese Erfahrung viel lernen. Meine Motivation gezielt zu trainieren ist stärker geworden!

Mike Leu begleitet Oli Baumgartner und Tony Ferro auf der Practice Round.
Mike Leu begleitet Oli Baumgartner und Tony Ferro auf der Practice Round.

 

 

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